Der enterohepatische Kreislauf
Der enterohepatische Kreislauf dient im Wesentlichen dazu, Stoffe die in den Darm ausgeschieden worden sind, zu recycln. Der Kreislauf beginnt in der Leber, in der die Substanzen (z.B. Cholesterin, Gallensalze, Bilirubin etc.) gebildet werden. Nach der Produktion folgt die nachgeschaltete Speicherung in der Gallenblase. Von hier erfolgt bei Bedarf die Ausschüttung in das Duodenum (12-Finger-Darm). Die Rückresorption der Bestandteile erfolgt dann (nachdem sie ihrer Bestimmung nachgekommen sind) in tieferen Dünndarmabschnitten (meist terminales Ileum). Über die Pfortader erfogt dann die Rückführung in die Leber. Die folgende Skizze (modifiziert nach Penzlin "Lehrbuch der Tierphysiologie" G. Fischer., Jena 1991) verdeutlicht den Kreislauf:
 
Der enterohepatische Kreislauf

Besondere Bedeutung hat der Kreislauf für die Gallensäuren: Aus Cholesterin werden in der Leber die so genannten primären Gallensäuren (Cholsäure, Chenodesoxycholsäure) gebildet.
 
[Die sekundären Gallensäuren (Desoxycholsäure, Litocholsäure) werden im Dünndarm erst nach einmaligem Durchlauf durch Eiwirkung von Bakterien gebildet. Sie sind auch im Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs interessant]
In der Leber entstehen nach Konjugierung der primären und sekundären Gallensäuren mit Taurin, Glycin und Ornithin die "konjugierten Gallensalze", die über die Galle ausgeschieden werden.

In Bezug auf die Gallensäureproduktion hat der enterohepatische Kreislauf eine Steuerungsfunktion: Ein durch vermehrte Gallensäureproduktion erhöhter Spiegel dieser Stoffe in der Pfortader (bedingt durch die Rückresorption), bremst die Produktion der Vorläufer in der Leber.
Die Rückresorption der Gallensäuren erfolgt zu 80% im terminalen Ileum. Die restlichen 20% werden im Colon dekonjugiert und ebenfalls weitgehend resorbiert.
Der am Tag ca. 4-mal zirkulierende Gallensäurepool beträgt 3-4 g, da für die Fettverdauung ca. 24 g Gallensäuren pro Tag benötigt werden. Durch die Verluste ist eine Neubildung in Höhe von 200-600 mg nötig. Werden die Gallensäuren an der Rückresorption aus dem Ileum z.B. durch einen nicht resorbierbaren Ionenaustauscher (Cholestyramin) gehindert, gehen sie über den Stuhl verloren.
Als Folge wird die endogene Synthese der Gallensäuren (in der Leber) gesteigert. Da Cholesterin der Ausgangsstoff für die Synthese ist und nun vermehrt gebraucht wird, sinkt der Cholesterinspiegel im Blut. Dieses Prinzip ist die Grundlage einiger cholesterinsenkender Medikamente.

Auch Vitamin B12 unterliegt einem enterohepatischen Kreislauf. Es wirdin der Leber gespeichertund über die Galle ausgeschieden. Der Gesamtkörperbestand an Vitamin B12 beträgt ca. 2-5 g. Auf Grund des effektiven Rückresorptionsmechanismus verliert der Körper allerdings nur ca. 0,1 µg/Tag. Bei Vitamin B12-freier Ernährung kommt es daher in der Regel erst nach ca. 10 Jahren zu einem echten Mangel.
Bei einer gestörten Rückresorption (Entfernung des terminalen Ileums, dem Ort der Rückresorption) kann dies allerdings sehr viel früher der Fall sein.


 
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