Ernährung bei Krebs
1. Einleitung
Über den Zusammenhang von Ernährung und Krebs ist schon einiges geschrieben worden. Daß es einen Zusammenhang gibt, ist inzwischen erwiesen, also lohnt sich sicher auch die Auseinandersetzung mit dem Thema. Eine "Wunderwaffe" gegen den Krebs ist die richtige Ernährung mit Sicherheit nicht. Es scheint aber in der Tat einen nicht unerheblichen Einfluß zwischen Ernährung und der "Entstehung von Krebs" zu geben. Dennoch erwarten viele an Krebs erkrankte Menschen viel Positives von einer "Krebsdiät". Was tatsächlich zu erwarten ist, findet sich unter den Punkten 2 und 3. Punkt 4 behandelt die Prävention, in Punkt 5 geht es um die Möglichkeit ein Wiederauftreten zu verhindern.

2. Welche Ernährung während der medizinischen Krebstherapie?
Da durch die Erkrankung der Nährstoff- und der Energiebedarf erhöht ist, steht eine optimale Versorgung mit Nährstoffen im Vordergrund, um die Abwehrkräfte zu stärken und eine bessere Voraussetzung für diese zu erhalten.
Die Ernährung ist keine Waffe gegen den Krebs, aber hilft die Voraussetzungen für ein besseres Befinden zu schaffen. Um eine optimale Versorgung mit Nährstoffen zu gewährleisten, eignet sich eine Vollwertkost die auf den in der Regel angegriffenen Darm abgestimmt ist.

Hier einige Richtlinien:

  • Nehmen Sie häufig kleine Mahlzeiten ein. Bis zu 8 Portionen. Dabei nicht hastig essen und gut kauen.
  • Ernähren Sie sich abwechslungsreich. Z.B. nicht ausschließlich helle Brötchen oder Kartoffelbrei verzehren oder nur Süßspeisen zum Nachtisch essen.
  • Obst und Gemüse (auch als Saft) sollte Sie häufig zu sich nehmen . Das Obst sollte reif sein.
  • In der ersten Zeit z.B. nach einer OP sollte es nur in gegarter Form gegessen werden. Dann langsam aufbauend Äpfel, Aprikosen, Birnen, später, wenn es vertragen wird, auch Beeren (allerdings Vorsicht mit (Himbeeren). Möglichst keine Zitrusfrüchte.
  • Säfte sollten erst ganz zum Schluß dazugegeben werden.
  • Gerichte aus Vollkornflocken, Naturreis, Knäckebrot, Vollkornbrot (fein gemahlen) aus verschiedenen Getreidearten in den Speiseplan integrieren.
  • Milchprodukte, Frischkäse und milde Käsesorten häufig verzehren..
  • Joghurt wirkt entblähend.
  • Verwenden Sie Fette mit niedrigem Schmelzpunkt. Z.B. Butter, ungehärtete Pflanzenmargarine,
  • Pflanzenöle. Mit dem Fett sparsam sein.
  • Trinken Sie reichlich. Am besten zwischen den Mahlzeiten. Geeignet sind Kräutertees, Mineralwässer, milder röststoffarmer Kaffee, schwarzer Tee.
  • Meiden Sie Nahrungsmittel, die schlecht vertragen werden.

Nicht empfehlenswert sind:
Sehr fette und/oder süße Speisen, z.B.: Paniertes, Pommes Frites, fetter Braten, fette Fleisch- und Wurstwaren. Schokolade, Marzipan, Nougat, Pralinen, fettes Gebäck. wie Buttercreme-, Sahnetorten und Sandgebäck, sowie in Fett Gebackenes.

Blähendes Gemüse, wie Erbsen, Bohnen, Linsen, grober Kohl, Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Gurken, Paprikaschoten) sowie Salate daraus

Säurereiches Obst, wie Stachelbeeren, Johannisbeeren, Rhabarber, Zitronen, Grapefruit.

Außerdem kann es zu Blähungen kommen bei scharfen Gewürzen oder geräucherten, gesalzenen Speisen (Salzhering, Essiggemüse, Räucherfisch, Fischkonserven), frischem Brot, kohlensäurereichen Getränken, Kaffee und Alkohol

Auch der Fleischkonsum sollte eingeschränkt werden, um den manchmal auftretenden erhöhten Harnsäurewerten entgegenzuwirken. Durch die Zerstörung der Tumorzellen erhöht sich der Harnsäurewert. Als Ausweichmöglichkeit bieten sich Milch- und Milchprodukte, Sojaprodukte, Käse und Eier an.

3. Ernährung bei besondern Symptomen
Abneigung gegen Fleisch und Wurstwaren (häufig bei Chemotherapie)
Fleisch durch Fisch, Eier, Joghurt ersetzen

Durchfälle
Kein frisches Obst, keine blähenden Gemüse, keine Salate

Entzündungen der Mundschleimhaut und/oder Speiseröhre
Nicht zu heiße Speisen verzehren.
Verzicht auf sehr salzige stark gewürzte Speisen und Suppen.
Kein saures Obst bzw. Gemüse

Erbrechen und Durchfälle
Reichlich trinken (2,5 -3 l); Haferschleim

Extremer Gewichtsverlust, durch normale Nahrung nicht therapierbar
Sondennahrung, Zusatznahrung

Große Appetitlosigkeit
Vermeidung von Essensgerüchen, Darreichung in kleinen Portionen.

Kau- und Schluckbeschwerden
Keine feste Nahrung, breiige Kost (Cremesuppen), Kartoffelbrei, Mixgetränke, Sahnebeimischungen

Trockener Mund, Schluckbeschwerden, verminderter Speichelfluß
häufig kleine Mengen Tee (z.B. Pfefferminze), Mineralwasser, Malzbier, Sauermilch.

4. Der Zusammenhang zwischen Krebs + Ernährung
Studien weisen darauf hin, daß es bei der Entstehung verschiedener Krebsarten einen Zusammenhang zur Ernährungsweise gibt:

4.1 Krebs und seine Ursachen
Faktoren
% Krebstodesfälle
Lebensmittel
37
  davon: Ernährung
35
  davon: Luft-/Wasserverunreinigung
2
Tabak
30
Alkohol
3
Beruf
4
Geophysische Faktoren
3
Medikamente
1
Industriechemikalien
< 1
Lebensmittelzusatzstoffe
< 1

Relativ abgesichert ist dieser Zusammenhang bei:

  • Überernährung/Übergewicht
  • Übermaß an bestimmten Lebensmitteln (Fett, Eiweiß, Alkohol)
  • Ein "Zuwenig" bestimmter Lebensmittel (Vitamine/Mineralstoffe)
  • Natürliche Schadstoffe (Schimmelpilzgifte, Braunfäule)
  • Schadstoffe, die während der Zubereitung und Verarbeitung von Lebensmittel entstehen, z.B. Nitritpökelsalz (Nitrosamine), Benzpyren,
  • Düngemittelrückstände, Blei, Cadmium
4.2 Fettverzehr, Übergewicht, Ballaststoffe
Ein hoher Fettverzehr begünstigt besonders den Dickdarmkrebs (sowie Veränderungen an Prostata, Brust und Bauchspeicheldrüse). Die Mechanismen sind folgende:
    Fett ist Lösungsmittel für krebserregende Substanzen. Fett führt zu einer verstärkten Gallensäurenbildung. Gallensäuren werden von Bakterien zu Deoxycholsäure und Lithocholsäure umgewandelt, die Krebs begünstigen.

Übergewicht begünstigt Krebs an Brust, Gallenblase und Dickdarm. Ursache ist hier oft die hohe Fettzufuhr und das Fehlen von Ballaststoffen. Ballaststoffe sind unverdauliche Bestandteile pflanzlicher Lebensmittel. Sie kommen in Getreide, Gemüse und Obst vor. Leider werden sie beim Mahlen des Mehles oft entfernt (Typ 405). Früher betrug die Aufnahme an Ballaststoffen ca. 100 g, heute sind es nur noch ca. 20 g.

Im Zusammenhang mit Krebs haben Ballaststoffe den Vorteil, daß sie

  • die Passagezeit des Nahrungsbreis durch den Darm verkürzen, d.h.: Giftige Inhaltsstoffe haben einen weniger intensiven Kontakt mit der Darmwand
  • giftige Substanzen binden können
  • im Dickdarm zu Propionsäure, Buttersäure und Essigsäure abgebaut werden. Buttersäure besitzt schleimhauterhaltende Funktionen (Substrat für die Colonocyten), wodurch der Angriff bestimmter cancerogener Stoffe verhindert wird
Weiter besteht die Hypothese, das Ballaststoffe im Darm Gallensäuren binden, wodurch sie dem enterohepatischen Kreislauf und damit dem Körper entzogen werden und nicht mehr zu Deoxycholsäure und Lithocholsäure umgebaut werden können. In letzter Zeit fällt im Zusammenhang mit Krebsverhinderung auch immer wieder das Stichwort resistente Stärke , der man eine positive Wirkung zuschreibt.

4.3 Einfluß von Vitaminen und Mineralstoffen
Auch Vitamine haben einen Einfluß auf die Entstehung bestimmter Krebsarten: So haben Vitamin C, Vitamin A (Beta-Carotin) und Vitamin E Eigenschaften, die die Entstehung (nicht die Hemmung, wenn schon ein Tumor entstanden ist) verhindern können. Ebenso Mineralstoffe (Calcium, Jod, Selen)
Der Mechanismus ist häufig der, der Verhinderung einer sogenannten "Radikalbildung". Radikale sind sehr aggressive Stoffe, die im Körper entstehen und abgefangen werden müssen.
Vitamime und Mineralstoffe sind hier oft Ausgangsstoffe für oder sogar schon selbst diese "Radikalfänger".

  • Vitamin C-Vorkommen: Obst, Zitrusfrüchte, Paprika, Kiwi, Kartoffeln
  • beta-Carotin Vorkommen: Möhren, Mangos, Aprikosen, gr. Blattgemüse, Grünkohl, Spinat, Paprika
  • Vitamin E Vorkommen: Vollkornprodukte, hochwertige Pflanzenöle, Nüsse, Weizenkeime
  • Calcium Vorkommen: Milch, Milchprodukte. bindet Gallensäuren und verhindert so den unerwünschten Abbau von Gallensäuren. Außerdem reduziert es die Zellteilungsquote der Schleimhaut. Eine hohe Zellteilungsrate wird mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht.
  • Milchsäure in Milchprodukten oder in milchsauer vergorenem Gemüse (Sauerkraut, RoteBete-Saft) beeinflußt die Dickdarmflora des Menschen positiv. Unter deren Einfluß siedeln sich vorwiegend gesunde Bakterien im Darm an.
  • Jod Vorkommen: Seefisch. Verhindert Schilddrüsenkrebs
  • Selen Vorkommen: Getreide, Fisch, Fleisch, Eier, Sesam, Zwiebel, Knoblauch Selen ist Bestandteil der Gluthationperoxidase, einem wichtigen Radikalfänger.
4.4 Einfluß von aufgenommenen Schadstoffen
Falsch zubereitete oder verdorbene Lebensmittel können aber auch krebsbegünstigend wirken:
  • Schimmel (Pilzgift Aflatoxin auf Nüssen, Getreide, Brot, Mandeln) kann Leberkrebs hervorrufen.
  • Nitrat (Pökelwaren, Gemüse) kann zur Nitrosaminbildung beitragen. Nitrosamine gehören zu den stärksten cancerogenen Stoffen. Vitamin C und E hemmen diese Bildung.
  • Bewußter grillen: Beim Grillen auf dem Rost über offener Glut gelangt hochcancerogene Benzpyren auf das Grillgut. Das sollte verhindert werden.
    Daher nur durchgeglühte Kohle benutzen. Beim Nachschütten das Grillgut vom Feuer nehmen. Fleisch nicht über offenem Feuer grillen, sondern eine Alufolie dazwischenlegen. Keine Preßpappe oder Kiefernzapfen verbrennen (cancerogene Inhaltsstoffe).
  • Blei ist ein immer noch häufig vorkommendes Umweltgift, das sich auf Pflanzen absetzt. Da es auf der Pflanze ist, kann Gemüse und Obst relativ gut durch Waschen „entgiftet" werden.
  • Bei Cadmium ist das leider nicht so leicht. Es sitzt in den Pflanzen. Besonders in Wildpilzen, Tintenfisch und Innereien (Innereien speichern Schadstoffe), sie sollten daher sowieso nur selten gegessen werden.
4.5 Tips
  • Übergewicht vermeiden, durch fettärmere Lebensmittel
  • Hoher Konsum von Zucker, Fleisch, Innereien ist nicht ratsam
  • Täglich sollten frisches Gemüse, Obst, Vollkornprodukte verzehrt werden
  • Obst und Gemüse sollten grundsätzlich gewaschen werden. Die äußeren Blätter am besten entfernen
  • Wildpilze und Tintenfisch sollte nicht allzu oft auf dem Speiseplan stehen
  • Gemüse der Saison bevorzugen
  • Nach Möglichkeit den häufigen Verzehr von Lebensmitteln, die gepökelt oder geräuchert worden sind, vermeiden. Diese aber auf keinen Fall stark erhitzen (Pizza, Frühstücksspeck)
  • Keine angeschimmelten Lebensmittel essen
  • Den Alkoholkonsum einschränken
  • Auf das Rauchen verzichten

Nitratreiches Gemüse nicht aufwärmen, z.B.:

  • Spinat, Mangold, Fenchel
  • Grünkohl, Weißkohl, Wirsing
  • Rote Bete
  • Rettich
  • Radieschen
  • Grüner Salat
  • Feldsalat
Alle Gemüsesorten aus biologischem Anbau sind wesentlich nitratärmer!!
5. Welche Ernährung nach Abschluß der Krebstherapie?
Mehrere Studien haben gezeigt, daß vegetarische Kostformen, die Milch, Milchprodukte und Eier erlauben, in vieler Hinsicht besser als die moderne westliche Ernährung sind. Vegetarier bleiben, Studien zufolge, von bei uns typischen Zivilisationskrankheiten, häufig verschont.

Viele der vor Krebs schützenden Substanzen sind in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Wenn es jetzt vorwiegend die Vitamine sind, die einen so günstigen Einfluß haben, stellt sich die Frage, ob Vitaminpräparate nicht auch reichen? In pflanzlichen Lebensmitteln sind noch eine Vielzahl anderer Substanzen (sek. Pflanzenstoffe, Nicht Provit. A-Carotinoide), die eine Schutzwirkung, z.B. gegen das Auftreten von Arteriosklerose und Krebs haben. Diese sind in Vítaminpräparaten nicht zu finden.
Dazu gehören nicht nur die o.g. Vitamine, sondern auch die sogenannten „sekundären Pflanzenstoffe". Sie kommen in der Regel (im Gegensatz zu den primären Pflanzenstoffen (Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate, Ballaststoffe) nur in geringen Mengen vor und haben pharmakologische Wirkungen.

Sekundäre Pflanzenstoffe wirken zwar vorbeugend, können aber das Wachstum eines bestehenden Tumors nicht aufhalten.

Da sich diese sekundären Pflanzenstoffe erst zu Ende der Reife hin bilden, ist es zu empfehlen, Obst und Gemüse der Saison zu erwerben und auf Importware zu verzichten.
In exportiertem Obst und Gemüse sind zwar auch Vitamine und Mineralstoffe enthalten, aber weniger sekundären Pflanzenstoffe, da die Ware oft unreif geerntet und künstlich gereift wird.
Da sekundäre Pflanzenstoffe sehr sauerstoff- und hitzeempfindlich sind, empfiehlt sich Gemüse und Obst eher unverarbeitet zu essen. Auch Schälen ist nicht so gut, da die Stoffe in den Randschichten von Gemüse und Obst vorkommen.

Die Auflistung zeigt Nahrungsmittel mit anticancerogener Wirkung.

  • Beeren
  • Blumenkohl
  • Broccoli
  • Kartoffeln
  • Knoblauch
  • Möhren
  • Rosenkohl
  • Sellerie
  • Tomaten
  • Weißkohl
  • Zitrusfrüchte
  • Zwiebeln
Es reicht allerdings nicht aus, Lebensmittel die besonders reich an bioaktiven Substanzen sind zu essen, sondern es kommt auf die Abwechslung an.

Über die tierischen Lebensmittel werden eher „Risikofaktoren", wie Fett, gesättigte Fette, Nitritpökelsalz aufgenommen.

Auf Milch(produkte), gelegentlichen Fleisch- und Fischverzehr sollte dennoch nicht verzichtet werden, da ansonsten die Versorgung mit Jod und Vitamin B12 (fast nur in Fleisch) nicht gewährleistet ist. Zu einem Vitamin B12-Mangel kommt es allerdings erst nach einigen Jahren.

6. Kontaktadressen und Links

Links

Deutsche Krebshilfe
Weitere sehr gute Informationen, auch zur Ernährung!

Krebsforum
Krebsforum des Deutschen-Medizin-Forums

Deutsches Krebshilfe
Zur Bedeutung der Ernährung bei Krebs. (Pdf-Broschüre zum Download)

 
Kontaktadressen

Deutsche Krebshilfe
Thomas-Mann-Str. 40
D-53111 Bonn
Tel: 0228/72990-0
Fax: 0228/72990-11
E-Mail: deutsche@krebshilfe.de
 

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