
Der Waldmeister: Frühlingsbote mit Tücken |
Die meistem kennen den Waldmeister wahrscheinlich nur in Form des Wackelpuddings oder von Manfred Krug, aus "Liebling Kreuzberg".
Dabei scheint seine klassische Bestimmung die Maibowle zu sein. Diese ist zumindest seit dem 9. Jahrhundert bekannt.
In der Süddeutschen Zeitung wurde die Waldmeisterbowle als "Schüssel zum Glück" bezeichnet. Auch in Rezeptsammlungen wird mit positiven Attributen kaum gegeizt.
Warum ruft Waldmeister nur solche Reaktionen hervor?
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Botanik
Der Waldmeister (galium odoratum) gehört zu der Familie der Rötegewächse.
Botanisch heißt er Galium odoratum. Im Volksmund wird er außerdem auch
noch "Maikraut" und "Waldmännchen" genannt. Waldmeister wird 10 bis 30 cm
groß, hat einen dünnen vierkantigen Stengel, an dem lanzettförmige, dunkelgrüne
zarte Blätter stehen. Die Blüten sind weiß, laufen trichterförmig zu und erinnern
im Aussehen an ein Kreuz.
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Inhaltsstoffe
Waldmeister hat einen sehr intensiven, künstlich-süßlichen Duft. Verantwortlich
für den Geruch ist der Inhaltsstoff
Cumarin.
![]() Cumarin liegt im Waldmeister eigentlich als Cumaringlykosid vor. Beim
Trocknen wird dann das duftende Cumarin abgespalten. Daher entfaltet sich der
Duft auch besonders, wenn man den gesammelten Waldmeister über Nacht
welken läßt. Wer die Pflanze, z.B. für die Zubereitung von Tee, trocknen lassen
will, sollte dies möglichst an einem sehr gut gelüfteten Ort tun. Dauert der
Vorgang zu lange, wird der Waldmeister schwarz und verliert viel von seiner
Wirkung.
Neben dem Geruch ist das Cumarin auch für die physiologische Wirkung des
Waldmeisters verantwortlich. In leichter Dosierung wirkt er leicht
beschwingend und kann helfen Kopfschmerzen zu lindern. Vielleicht daher die
euphorischen Beschreibungen? Doch Vorsicht: In höherer Dosierung verursacht
Waldmeister Kopfschmerzen uns Schwindel. Darüber hinaus werdem dem
Waldmeister noch entzündungshemmende, verduungsfördernde und
gefäßerweiternde Eigenschaften zugeschrieben.
Weitere Inhaltsstoffe des Waldmeisters sind: Asperulosid (ein weiteres
Glykosid) und Bitter- sowie Gerbstoffe.
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Verwendung
Waldmeister wird, wie oben schon erwähnt, für die Zubereitung von Maibowle
und als Aromastoff in der Süßwarenindustrie benutzt. Man kann ihn aber auch
als Tee zubereiten.
Auch die Likörindustrie nutzt den Waldmeister. Hier wird er als Aromastoff für
Vermouth, Magenbitter und Kräuterliköre eingesetzt.
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Kurioses
1997 tauchte in den Supermarktregalen ein Bier auf, das neben Piranha-Samen
auch Waldmeister enthalten sollte. Aufgrund dieser Inhaltsstoffe wurde dem
Bier von den Herstellern eine potenzsteigernde Wirkung zugeschrieben.
Die Lebensmittelchemiker, die daraufhin das Bier untersuchten, fanden neben
70% Weißbier jedoch nur noch 30% Limonade, die aus Cyclamat, Saccharin
(Süßstoffe), Ascorbinsäure (Vitamin C), und Farbstoffen und Wasser bestand.
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Rezepte
![]() Maibowle alkoholfrei
1 1/2 dl Waldmeistersirup (besser 4-5 g Waldmeister von der Blüte leicht angewelkt) 2 Zitronen (Saft) 600 ml Apfelsaft 400 ml Mineralwasser Den Waldmeister mit dem Kopf nach unten ca. 20-30 Minuten in der Bowle ziehen lassen. Die Stiele sollten die Bowle dabei nicht berühren. Maibowle nicht alkoholfrei 3 Bund Waldmeister 4 l trockner Weißwein 1 Orange in Scheiben 1 l Sekt Den Waldmeister über Nacht welken lassen. Die Hälfte des Weines über die Orangenscheiben gießen, und den Waldmeister mit dem Kopf nach unten ca. 20-30 Minuten in der Bowle ziehen lassen. Die Stiele sollten die Bowle dabei nicht berühren. Den Waldmeister entfernen und mit dem restlichen Wein und Sekt auffüllen. Waldmeistertee 1 g Waldmeister auf ca. 100 ml Wasser.
Waldmeistertinktur
20 g Waldmeister auf 100 ml 60% Alkohol (fünf Tage ansetzen). Von der Tinktur 20 Tropfen in etwas
Wasser auflösen oder auf einem Stück Zucker einnehmen.
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