Ohne Frühstück in die Schule?
In vielen deutschen Familien wird jeden Morgen wieder, mit stoischer Beharrlichkeit derselbe Streit mit den Kindern ausgetragen, wenn es um das Frühstück geht. Die Eltern fahren alles an Argumenten auf, damit die Lieben wenigsten einen Bissen essen, während die Kinder mit allen erdenklichen Mitteln demonstrieren, dass sie nun wirklich keinen Bissen herunterbringen. Abgesehen davon, dass damit meist wieder ein Zeitpunkt verstichen ist, zu dem vielleicht die ganze Familie einmal vereint gewesen wäre, quält die meisten Eltern zusätzlich noch ein anderes Problem: Kann man denn die Kinder ohne schlechtes Gewissen ohne Frühstück in die Schule gehen lassen? Fehlt nicht der Enegiesschub, der das Lernen leicher macht?
Fit for school?

Die Frage, ob Kinder ohne Frühstück in die Schule gehen sollten, sollte unter zwei Gesichtspunkten betrachtet werden: Dem gesundheitlichen und dem psychologischen Aspekt. Von der gesundheitlichen Seite spricht erst einmal alles gegen einen Schulweg ohne Frühstück. Um "fit for school" zu sein, benötigen Kinder gefüllte Kohlenhydratspeicher. Da diese aber morgens meist ziemlich leer sind, ist ein Frühstück wichtig. Das Frühstück solle aber auch nicht das eines "Kaisers" sein. Allzu üppig und fett, bewirkt das Frühstück nämlich genau das Gegenteil: "Müdigkeit und Konzentrationsschwäche".
Frühstücksmuffel sollten nicht mit der Brechstange zum Essen gezwungen werden. Vielleicht tut es zu Anfang erst mal eine Tasse Kakao oder ein Teller Cornflakes. Falls Ihr Kind partout nicht essen will, sollte wenigstens das Pausenbrot den Konzentrationskick bieten. Oft entwickelt sich bei Kindern nämlich gerade in der Schule der kleine Hunger zwischendurch. Da spricht nichts gegen die erste Nahrungsaufnahme in der Schule. Ein Problem sind da eher die Schulpausen: Die erste große Pause um 9.30 ist für viele Kinder nämlich schon ziemlich spät für die erste Nahrungsaufnahme. Falls Sie nicht wissen wie das bei Ihrem Kind ist, fragen Sie einfach den Lehrer/Lehrerin ob ihr Kind vielleicht schon ab 8.30 über Hunger klagt. Richtungsweisend sind in diesem Zusammenhang hessische Schulen. Hier gibt es an allen Grundschulen das gemeinsame "Schulfrühstück"! Kinder, die morgens Probleme mit der morgendlicher Nahrungsaufnahme haben, können in der Schule in Ruhe frühstücken und auch mal das Schulbrot tauschen. Die Milch gibt's übrigens von der Schule.

Der andere Aspekt ist der psychologische. Hat Ihr Kind in der Frühe massive Probleme etwas zu essen, sollte auch einmal über die morgendliche "Atmosphäre" in der Familie nachgedacht werden. Geht es vielleicht zu wie im Taubenschlag, oder streiten sich die Geschwister und der Vater gleichzeitig um das Bad? - oder ist die Zeit zwischen "Wecken" und "Schulbeginn" zu knapp bemessen? Vielleicht liegt auch "nur" eine Klassenarbeit an? Das kann so manchem Kind schon mal den Appetit verschlagen. Und falls alles nicht zutrifft - überlegen Sie einmal, wie Sie es ihren Kindern vormachen. Beißen Sie nur einmal kurz in Brot und nippen am Kaffee, bevor es zur wichtigen Sitzung geht? Dann sollten Sie sich überlegen, warum es ihre Kinder anders machen sollten...

Mit Frühstück besser in Mathe?
In einer vor kurzem veröffentlichen amerikanischen Studie wurden die Auswirkungen eines regelmäßig in der Schule eingenommen Frühstücks an 100 amerikanischen Schulkindern untersucht. Die Forscher wiesen nach, dass die Kinder die regelmäßig in der Schule frühstückten, besser im Mathematik waren und weniger häufig depressiv und verängstigt, als die Kinder, die morgens ohne Frühstück in die Schule kamen. Weiterhin fehlten die Kinder seltener im Unterricht und waren zudem noch pünktlicher als vorher.

Kommentar:
Es liegt nahe, die Ergebnisse der Studie so zu deuten, dass die Vitamine und Mineralstoffe des Frühstücks für die positive Entwicklung der Kinder verantwortlich sind. In der Tat ist es so, dass die wertvollen Lebensmittel Milch und Obst meist nur zum Frühstück gegessen werden. Auch ist nicht zu bestreiten, dass eine ausreichende Versorgung mit den lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen die Leistungsfähigkeit steigern kann. Dennoch muss auch überlegt werden, ob nicht ein Teil der beobachteten Veränderungen, wie die zunehmende Pünktlichkeit, die positive Entwicklung hinsichtlich Ängstlichkeit und Depression, nicht auch als eine Folge der neu geschaffenen festen Strukturen für die Kinder deutbar ist. Andere Studien haben nämlich ganz ähnliche Effekte bei Kindern durch die Bildung neuer fester Strukturen nachweisen können.


 
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