D´Adamos Blutgruppendiät - Der Sommerschlager 2000 |
Es scheint so, als fülle die Diskussion über die Blutgruppendiät nach Peter J. D´Adamo das ernährungswissenschaftliche Sommerloch des Jahres 2000. Viel mehr an Positivem kann den Lehren des Naturheilkundlers aber von der Fachwelt nicht abgewonnen werden. Das erstaunt, denn allerorts wird bescheinigt, dass seine Theorien verblüffend einsichtig sind.
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Philosophie und Thesen
D´Adamos Grundthese ist die, dass bestimmte Proteine, so genannte Lectine, in die Blutbahn gelangen, dort die Blutzellen verklumpen und dadurch letztendlich den Körper schädigen können.
Welche Lectine unser Blut schädigen, soll von der jeweiligen Blutgruppe abhängen. Je nach Blutgruppentyp sollen nämlich unterschiedliche Lectine an die Blutzellen binden.
Tatsächlich unterscheiden sich die Blutgruppen A, B, AB und 0 durch das Vorhandensein oder Fehlen von Antigenen (Oligosacchariden) auf den Erythrozyten (rote Blutkörperchen). So besitzen die Erythrozyten der Blutgruppe A das Antigen A, die der Blutgruppe B das Antigen B und bei der Blutgruppe AB sind beide Antigene vorhanden. In vitro (im Reagenzglas) konnte nun auch nachgewiesen werden, dass unterschiedliche Lectine an die jeweiligen Antigene andocken können. D´Adamo geht nun davon aus, dass dies nicht nur im Reagenzglas erfolgt, sondern dass Lectine im Verlaufe der Verdauung in größerer Menge unverändert ins menschliche Blut übertreten können und es dort durch die blutgruppenspezifische Lectinbindung zu einer gesundheitsschädigenden Agglutination (Verklumpung) kommt. D´Adamos Beobachtung, dass verschiedene Lectine an die Antigene unterschiedliche Blutgruppen binden können, veranlasste ihn, Ernährungsempfehlungen für die Träger der verschiedenen Blutgruppen zu beschreiben. Die Blutverklumpungen sollen einen verlangsamten Stoffwechsel zur Folge haben, der u.a. zu Gewichtsproblemen führt. D´Adamo hat daher für jede der 4 Hauptblutgruppen anhand der enthaltenen Lectine geeignete und ungeeignete Lebensmittel zusammengestellt. Würde sich jeder Mensch gemäß seiner Blutgruppe ernähren, so wäre nicht nur Übergewicht und Verdauungsproblemen Paroli geboten, auch Erkrankungen wie Krebs und Diabetes könnten dadurch positiv beeinflusst werden, so D´Adamo. Ob ein Lebensmittel für eine bestimmte Blutgruppe geeignet ist, hängt nach D´Adamo damit zusammen, welche Lebensumstände herrschten, als sich die einzelnen Blutgruppen entwickelten.
Die Entstehung der Blutgruppen
Die Blutgruppe 0 hat sich nach seiner Theorie vor 40.000 Jahren entwickelt, als das Leben im Wesentlichen aus der Jagd bestand. Entsprechend sollen die Menschen mit dieser Blutgruppe Fleisch gut vertragen. Aber auch der Rest der damaligen Lebensumstände soll übernommen werden. So soll statt der Jagd vermehrt Sport getrieben werden.
Die Blutgruppe A entwickelte sich vor ca. 20.000 Jahren. Zu der Zeit, als sich der Ackerbau etablierte. Entsprechend gut werden Getreide- und Milchprodukte vertragen. Träger der Blutgruppe B, die sich vor ca. 10.000 bis 15.000 Jahren im Himalaja entwickelte, dürfen, weil besonders anpassungsfähig, nahezu alles essen. Die Blutgruppe AB soll sich erst vor 1000 Jahren entwickelt haben. Träger dieser Blutgruppe sollen eine Art Mischkost aus A und B zu sich nehmen. Da Menschen mit der Blutgruppe AB keine A- und B-Antikörper im Blut besitzen, sind sie nach D´Adamos Theorie besonders geschützt gegen Autoimmunerkrankungen, weil das Immunsystem weniger stark ausgeprägt ist. Da damit aber auch eine Gefahr für die Ausbreitung von Krebszellen einhergehen soll, schlägt der Autor vor, vermehrt tumorhemmende Nahrungsmittel zu verzehren.
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Ernährungsrichtlinien
Entsprechend D´Adamos Theorie, dass die Träger der Blutgruppen die Nahrungsmittel besonders gut vertragen, die bei der Entstehung der jeweiligen Blutgruppe vorherrschend waren, ergeben sich folgende Empfehlungen:
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Bewertung
So einfach, wie sich die Ernährungslehre von D´Adamo auch anhört, so enthält sie doch einige Fehler:
Somit ist der Wert der Blutgruppendiät als sehr gering einzuschätzen. Will man denn (außer der Tatsache, dass das Sommerloch gefüllt wird) etwas Positives sehen, so ist es die Tatsache, dass allen Blutgruppen empfohlen wird, vermehrt Obst und Gemüse zu konsumieren.
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Stimmen aus der Fachwelt
Die DGE zweifelt D´Adamos Theorien an und bemängelt, dass wissenschaftlich geprüfte, in Fachzeitschriften veröffentlichte Daten zur Bestätigung der Theorien und Empfehlungen von dem Autor nicht vorgelegt werden.
Weiter wird von der DGE bemängelt, dass der Autor den Vorgang der Lebensmittelzubereitung außer Acht lässt: "Generell zerstört Erhitzen die Lectinaktivität in fast allen Nahrungsmitteln mit Ausnahme von gerösteten Erdnüssen."
Die Gesellschaft kommt zu dem Schluss, dass D´Adamos Ratschläge auf den ersten Blick verblüffend einsichtig sind, aber ungesicherte, verführerisch einfach klingende Annahmen dabei zu Fakten werden, die Lectine in Nahrungsmitteln fälschlicherweise als eine generelle Gefahr darstellen.
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